Desiro-Triebwagen mit HVO-Antrieb

Probebetrieb: Pflanzenöle statt Diesel

ÖBB testen Biokraftstoff bei "Desiro Classic"-Triebwagen

Um gemäß der ÖBB-Klimaschutz Strategie bis 2030 CO2-neutral zu sein, muss eine Alternative für die Bahnstrecken her, deren Elektrifizierung bis 2030 nicht vorgesehen ist. In dem Sinne führen die ÖBB ab Juni 2024 eine einjährige Testphase für den Biokraftstoff HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) durch. Die Triebwagen der Baureihe 5022 ("Desiro Classic") sind eigentlich dieselbetrieben, jedoch können sie ohne technische Änderungen bzw Umbauten mit den hydrierten Pflanzenölen als "drop-in" Kraftstoff betankt werden. Diese sind laut EN-Normen in ihren physisch-chemischen Eigenschaften nicht nur für die Umwelt, sondern sogar für Dieselmotoren besser als konventioneller Diesel selbst. Für die Produktion werden nur Abfallfett- und Reststofffraktionen sowie Pflanzenölfraktionen, die nicht für die Lebensmittelindustrie bestimmt sind, verwertet, sodass die Herstellung nicht mit der Nahrungsmittelproduktion (im Gegensatz zu "Biodiesel") konkurriert. Durch die Verwendung von HVO können Treibhausgasemissionen um 80 bis 90%, sowie die Emissionen anderer Luftschadstoffe, verringert werden.

Brückentechnologie

Die Dieseltriebwagen wären weiterhin ab 2030 auf nicht elektrifizierten Strecken unterwegs, was sich bei den geplanten Laufleistungskilometern auf eine jährliche Treibhausgasemission von über 5.000 Tonnen beläuft. Um diese Züge mit Verbrennermotor nicht frühzeitig Ausmustern zu müssen und bis Ende ihrer Lebenszeit klimafreundlich betreiben zu können, wäre der HVO-Biokraftstoff die perfekte Brückentechnologie, bis vollständig elektrifiziert gefahren werden kann. Die einzigen Nettoemissionen entstehen hier bei der Herstellung und Transport des Kraftstoffes.

Projektdetails

Getestet wird diese mögliche klimafreundliche Lösung mit einer Garnitur der Baureihe 5022 ab Juni 2024 für ein Jahr auf den nicht elektrifizierten Strecken auf der Thermenbahn und der Aspangbahn, d.h. zwischen Graz, Fehring und Wiener Neustadt. Für das Projekt wurde die Beschaffung von ca. 100.000 Liter nachhaltig hergestelltem HVO-Kraftstoff ausgeschrieben, sowie die fahrzeugtechnische Begleitung des Probebetriebs (Abgasmessungen, Motorölanalysen und Untersuchung der Motorkomponenten nach dem Probebetrieb hinsichtlich Abnutzungserscheinungen) durch ÖBB Train Tech bereitgestellt. Darüber hinaus wird für das Pilotprojekt eine temporäre Betankungsanlage am Bahnhof Fehring aufgestellt. Das Projekt wird vom Klima- und Energiefonds gefördert.